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  • sweland

Der Winter geht in die Verlängerung, ich mach einen Besuch in der Schweiz und ein paar Infos zu meinem aktuellen Arbeitsalltag.



Es hat wieder geschneit, tagsüber gab es Minusgrade und ich merke, dass der Frühling hier doch noch nicht so schnell kommt.

Aus der Schweiz erreichen mich Bilder, auf denen zu sehen ist, wie es langsam grün wird und der Winter dem Frühling Platz macht. Bald kann ich mir dass vor Ort anschauen, ich fliege für ein paar Tage in mein Alpenland und freue mich auf meine Familie, Freunde und meinen Hund :)


Bis jetzt habe ich noch gar nie etwas über meinen Arbeitsalltag hier erzält. Wie sieht sieht der eigentlich so aus?

Zurzeit bin ich ich als "Undersköterska", was wörtlich übersetzt "Unterkrankenschwester" bedeutet angestellt. Dies, weil mein Schweizer Pflegediplom noch nicht vom "Socialsytrelsen" (Zentralamt für Gesundheits- und Sozialwesen, vergleichbar mit dem BGA in der Schweiz) anerkannt wurde. Es braucht etwas an Papierkram, bis man alles zusammen hat und einreichen kann. Danach kommt die Phase der Geduld. Aber das wird sich schon alles ordnen.

Durch die ausstehende Anerkennung habe ich jetzt noch keinen Zugang zu unserem Medikamentenraum und nur eine begrenzte Leseberechtigung für das Krankenhausinformationssystem. Es gibt übrigens eines und dass wird in ganz Schweden verwendet.

Die Position einer Undersköterska ist vergleichbar mit der einer Fachfrau Gesundheit (FaGe) in der Schweiz. In Schweden arbeitet eine Undersköterska sehr selbständig. Sie erledigt verschiedene Arbeiten wie Blutabnehmen, EKG schreiben, Wundverbände, wenn nötig Katheterisieren etc. Vieles auf Eigeninitative oder in Absprache. Nach der Entlassung eines Patienten bereitet sie den Patientenplatz für einen neuen Eintritt vor. Dazu gehört die Reinigung der wichtigsten Gegenstände (Bett, Nachttisch und die erweiterte Umgebung des Patienten).


Als Pflegefachfrau ist es meine Aufgabe, den Überblick über die Patienten zu haben. Oranisatorisches wie Angehörigengespräche oder Gespräche mit der Spitex etc. zu führen. Medikamente zu verabreichen und natürlich rasch und adäquat auf Veränderungen eines Patienten zu reagieren. Zudem bin ich da Bindeglied zwischen Arzt und Patient. Das heisst, es ist meine Aufgabe erworbene Eindrücke über den Patienten, aktuelles Befinden, Fragen und Anliegen mit dem ärztlichen Dienst zu besprechen, um das weitere Vorgehen zu planen. Auch muss ich wissen was der Patient für Medikamente hat. Ist das alles noch aktuell? Müssen weiterführende Untersuchungen abgewogen werden? Eventuell sind Anschlusslösungen nötig? Dabei wird man als Pflegekraft immer wieder gefragt, wie man den Patienten gerade wahrnimmt, welchen Eindruck man hat.

Die Zusammenarbeit hier auf unserer medizinischen Station ist sehr kollegial unter den verschiedenen Diensten. Jeder nimmt sich Zeit. Die Hierarchien sind flach. Die Ärzte tragen keine weissen Kittel mit goldenen Kugelschreibern in der Brusttasche, um Rezepte zu unterschreiben. Hier tragen Pflegefachpersonen, Logopäden, Ernährungsberater und Ärzte die gleiche Kleidung. Die Namensschilder der Ärzte zum Beispiel, sind rot. Darauf steht gut lesbar "Läkare" "Arzt". Ausserdem duzt man sich. Die Ärzte, das Pflegepersonal und die Patienten. Hier gibt es keinen "Herrn Anderson", keine "Frau Bergström", sondern den "Lars" oder die "Gunilla". Die Visite macht man gemeinsam, am runden Tisch. Ärzte, Pflegefachfrau und Undersköterska. Letztere wird genauso in die Entscheidungen miteinbezogen wie eine Pflegefachfrau und ebenfalls nach ihrer Meinung gefragt. Schliesslich ist sie näher am Patienten. Bis alle Patienten besprochen sind, kann es dauern. Danach geht der ärztliche Dienst alleine zu den Patienten und informiert, wenn etwas wichtiges oder zusätzliches gemacht werden muss. Ansonsten wird gerne direkt in der Kurve Verordnet. Ohne information, dafür mit dem allgemein bekannten Problem: Dass man es erst sieht, wenn man sich wieder in die Patientenakte einloggt. Das ist glaube ich, ist ein Länderübergreifendes Problem...


Schweden: Flache Hierarchie, alles und alle per "Du", lange Visiten es wird im allgemeinen gerne geredet und am Schluss muss die Lösung so sein, das alle damit Einverstanden sind. Dass kann dauern....


Schweiz: Denn Chefarzt am ersten Arbeitstag mit "Hallo Peter, schön dich zu treffen" zu begrüssen ist wahrscheinlich eher die zweit beste Idee. Ausser man kennt den Peter. Entscheidungen werden rasch gefällt, auch wenn nicht alle damit Einverstanden sind. Hierarchiemerkmale hat der Herr Dr. med. Schneider eben schon gerne...auch wenn er das nicht offen zugibt.

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